Eines der größeren Probleme das man in der Welt der Spiegelreflex-Fotografie hat, ist die Vielfalt der Möglichkeiten. Es gibt für jeden Anwendungsfall eines oder mehrere Objektive, die man für optimale Ergebnisse einsetzen kann. Es gibt Zoom-Objektive, die zugunsten der Variabilität zwangsläufig Kompromisse bei der Bildqualität machen und es gibt Festbrennweiten, die aufgrund der konstanten Brennweite besser berechnet/korrigiert werden können – ergo auch so gut wie immer eine bessere Bildqualität aufweisen. Und genau da liegt die Crux: Will man eine große fotografische Bandbreite abdecken, muss man eine Menge (und ich meine wirklich eine MENGE!) Zeug mit sich herum schleppen! Gerade wenn man auf Reisen geht, muss man abspecken – man kann nicht alles mitnehmen – geht also Kompromisse ein… meist rüstet man sich für die Reise mit Objektiven für Landschaft und Architektur und ärgert sich dann, wenn einem Eidechsen begenen, die Brennweiten aber alle zu kurz sind!
Wie könnte die Lösung dieses Dilemmas aussehen? Eine mögliche Antwort auf diese Frage: Bridgekamera!

Einleitung

Diese Gattung Kamera verspricht also die eierlegende Wollmilchsau zu sein. Eine Kamera mit Einstellmöglichkeiten und einer Haptik ähnlich einer Spiegelreflex, einfache Bedienung einer Kompaktkamera und unglaubliche Vergrößerungsfaktoren am Zoom-Objektiv. Mit Ihnen kann man also sowohl Weitwinkelaufnahmen machen, alsauch extreme Tele-Aufnahmen von scheuen Tieren. Das klingt doch schon mal sehr interessant! Wie ist das möglich? Warum kann ein Objektiv an der Bridgekamera einen (kleinbildäquivalenten) Brennweitenbereich von 24-1000mm aufweisen und das krasseste was es für Spiegelreflexkameras gibt ist (derzeit) ein 18-270mm-Zoom? Das Zauberwort ist „Cropfaktor“! Die pysikalische Brennweite des HS50EXR-Objektivs beträgt nämlich 4,4-185mm – das ist auf einmal garnicht mehr soooo beeindruckend. Aufgrund des im Vergleich zum Kleinbild-Sensor doch sehr kleinen Sensors der Bridgekameras, muss der Bildkreis an dieser Kameragattung sehr viel kleiner ausfallen (der Cropfaktor ist also größer) – dadurch fällt der Bildwinkel bei 185mm an Bridge so klein aus wie bei 1000mm an einer Kleinbild-Kamera. Dadurch, dass die physikalische Brennweite so kurz ausfällt, sind auch kleine Blendenzahlen hier weniger ein Problem als bei einem Vollformat-Objektiv. Bei 4,4mm muss die Eintrittsöffnung für Blende 2,8 lediglich 1,5mm groß sein. Bei (echten) 24mm sind es immerhin schon 8,5mm. Krasser wird es im Tele-Bereich! F/5,6 bei 185mm sind 33mm Eintrittsöffnung. Ein 1000mm Vollformat-Spiegelreflex-Objektiv hingegen bräuchte für f/5,6 eine Frontlinse mit einem Durchmesser von 178,5mm! Solche Objektive möchten normale Menschen weder tragen, noch bezahlen! Bei einer Bridge (mit kleinem Sensor) hingegen, kann so ein Objektiv noch verhältnismäßig kompakt ausfallen – wäre der Sensor größer, sähe das sehr schnell ganz anders aus!

Nachdem ich vor einiger Zeit mit einem Canon EF 300mm f/4L wenig Glück an meiner 7D hatte (die Schärfe hat mich einfach nicht überzeugt und die CA’s im Gegenlicht waren einfach zu krass), habe ich mich entschieden für die Wildlife-Fotografie mal einer Bridge-Kamera eine Chance zu geben. Außerdem stand eine (im nachhinein fotografisch belanglose) Kroatien-Reise an, für die ich noch nach einer Allround-Lösung suchte.

In die engere Auswahl kamen die Canon SX50, die Lumix FZ200 und die Fuji HS50EXR.

  • Die Canon wegen des 50-fach Zooms (bis KB-äquivalete Brennweite 1200mm) und der Möglichkeit meine Canon-Blitze im TTL-Modus zu nutzen..
  • Die Lumix wegen der durchgehenden Blende von 2,8 bei Brennweite 24-600mm (KB-äquiv.BW).
  • Die Fuji wegen des neuen Hybrid-AF-Sensors im überarbeiteten, im Vergleich zu den anderen Modellen anderartigen EXR-CMOSII-Sensors, der immernoch beeindruckenden End-Brennweite von 1000mm und dem manuell zoom- und fokussierbaren Objektivs.

Dreh-Schwenk-Displays haben sie alle drei – finde ich sehr hilfreich – vor allem bei der Makro-Fotografie.
Das es nun die Fuji für mich geworden ist, liegt vor allem daran, dass mit das EXR-Sensor-Konzept sehr imponiert (siehe unten – Fuji versucht hier die Technologie wirklich weiterzubringen [siehe auch der neue X-Trans CMOS]). Außerdem war ich sehr gespannt auf den Phasen-Fokus – schließlich bin ich D-SLR-verwöhnt! Aus ebendiesem Grund würde ich auch nur sehr ungern auf manuellen Zoom/Fokus verzichten. Die 1000mm Brennweite bei F/5,6 versprechen auch formatfüllende Aufnahmen von Vögeln mit größerer Fluchtdistanz.

Haptik

Wenn man von der D-SLR kommt, geht das Gewicht (841g [inkl. Streulichtblende, Objektivdeckel, Akku und Speicherkarte]) schon in Ordnung – für Umsteiger von Kompakten ist es sicher eher gewöhnungsbedürftig. Ebenso die Größe – da die HS50EXR ein manuelles Objektiv besitzt, kann das Objektiv nicht so weit eingefahren werden (man braucht ja noch nen Ring an dem man drehen kann), wie bei den oben genannten Konkurrentinnen. Eigentlich wirkt die Kamera wie eine kleine D-SLR – nur, dass man das Objektiv eben nicht wechseln kann.

Die Kamera besteht aus Kunststoff, der jedoch sehr griffig ist (allerdings leider auch sehr “Fettfleck-Empfänglich” – lässt sich zwar immer wieder abwischen, sieht aber trotzdem böd aus) und nicht billig wirkt. Die gummierten Griffflächen haben einen guten Reib-Beiwert und sind angenehm weich. Sie riechen auch nicht unangenehm, sodass ich ausschließen kann, dass hier billigster China-Gummi verbaut wurde. Die Wahlräder lassen sich gut drehen und die Rastpunkte sind angenehm und wirken wertig. Die Druckknöpfe könnten einen sanfteren Druckpunkt haben – aber das geht schon in Ordnung. Der Zoomring lässt sich ganz gut drehen, hat einen ausreichenden Widerstand (die Zoomstufe verstellt sich nicht von allein, wenn man in den Himmel fotografiert, oder die Kamera nach unten hält). Was mich ein wenig stört ist das kratzende Geräusch, dass es beim Zoomen gibt – da ich jedoch vermute, dass es von einer Abdichtungslippe am ausfahrenden Tubus herrührt, will ich das mal nicht weiter bemängeln – lieber etwas Geräusche als nach einer Woche Staub im Objektiv. Der Ring direkt am “Body” ist übrigens für den manuellen Fokus zuständig – ich hatte vorerst angenommen, dass dieser Bereich fest stünde – daher bin ich positiv überrascht, dass dem nicht so ist. Damit ist also wirklich das gesamte Objektiv auch manuell zu bedienen. Allerdings nicht im sogenannten Vollzeit-Eingriff – der Ring funktioniert nur, wenn der AF-Wahlschalter auf der linken Seite auf “M” steht (es gibt also keine Verbindung zum Linsensystem, sondern der AF.Motor wird über den Ring gesteuert). Der Fokussier-Ring weist ein kleines bißchen Spiel um die “Querachse” auf (allerdings jammere ich hier auf dem Niveau eines Canon L-Objektiv-Besitzers). Im Anbetracht des Preises geht die Verarbeitungsqualität für mich vollkommen in Ordnung. Einzig der etwas locker sitzende Gummideckel für den USB- und HDMI-Anschluss stört etwas das Bild. Bei dem USB-Anschluss handelt es sich übrigens nicht um einen Mini- oder Micro-USB-Anschluss, sondern um ein Fjui-eigenes Format, dass dem Micro-HDMI-Stecker ähnelt. Das finde ich sehr schade – denn so muss man dieses Kabel immer dabeihaben und hüten wie einen Augapfel (ich nutze allerdings ohnehin einen Cardreader für die Bildübertragung).

Bedienung

Ich muss sagen, dass mich die Bedienbarkeit der HS50EXR voll überzeugt hat – bereits nach wenigen Minuten fühlte ich mich wie zu Hause. 😉 Das Einzige was sich mir als verhältnismäßig erfahrenem Hobby-Fotografen nicht sofort erschloss war die Umschaltung zwischen Blende und Verschlusszeit im manuellen Modus (M). (Auflösung: die Belichtungs-Taste neben dem Auslöser). Etwas Zeit und ggf. das Studium der Bedienunsganleitung (die in vollem Umfang als PDF auf CD beiliegt) braucht es um die unzähligen Filtermodi und Feineinstellungen kennenzulernen und vor allem um zu vertehen was sie bewirken. So finde ich zum Beispiel die Bezeichnung der Stabilisatormodi mit 1,1 ooo,2 und 2 ooo (die drei ooo stehen hier für 3 sich überlappende Kreise) sehr unglücklich gewählt. Wer ahnt schon, ohne nachzulesen, dass es sich bei der 1 um den kontinuierlichen Betrieb und bei der 2 um die Stabilisierung nur bei Auslösung handelt? Wir ein Modus mit “ooo” gewählt, forciert die Kamera eine Verkürzung der Verschlusszeit um Bewegungs-Unschärfen eines sich bewegenden Motivs zu vermindern. Auch die Symbole zu den Autofokus-Modi sind für mich z.T. nicht selbsterklärend gewesen. Aber das kann man alles verknusen, solange man an anderer Stelle dafür entschädigt wird.

Sensor

Was vielen glaube ich noch garnicht bewusst ist, ist dass wir es hier nicht mit einem (stink-) normalen Sensor mit Bayer-Matrix zu tun haben, sondern mit einer Eigenentwicklung aus dem Hause Fuji. Hier sind die Pixel nicht orthogonal angeordnet, sondern um 45 Grad “gekippt”. Außerdem sind hier immer 2Pixel derselben Farbe nebeneinander angeordnet – das erlaubte den Fuji-Ingenieuren einen wunderbaren Kunstgriff: Im EXR-Modus kann der Anwender sich entscheiden (oder es die Kamera für einen machen lassen), ob er den Sensor bei voller (16MP)-Auflösung nutzen möchte (Modus “HR” [Hohe Auflösung]), die Auflösung halbieren will (8MP) und dafür die weniger Rauschen im Bild (Modus “SN” [Rauscharmut]) oder bei halber Auflösung einen höheren Dynamikumfang haben möchte (Modus “DR” [Dynamikumfang]) braucht. Das ist ungeheuer innovativ (vor allem da die digitale Fotografie ohnehin unter dem verringerten Dynamitumfang im Vergleich zum Fotofilm zu leiden hat) – ich frage mich warum bisher so wenige Menschen das Potential dieser Technologie erkennen und die Großen (Canikon) weiterhin den alten Gaul mit Bayer-Pattern und Tiefpassfilter reiten. Die Beispielbilder sprechen hier jedoch für sich, wie ich finde.

Blendentabelle

Was mich auch bei Reisezooms für D-SLR immer sehr interessiert (aber selten in Erfahrung zu bringen) ist: Wie verhält sich die Blende zur Brennweite? 24-1000mm F/2,8-5,6 bedeutet ja nichts weiter als dass bei 24mm f/2,8 anliegt und bei 1000mm F/5,6. Häufig ist es so, dass die Blende sehr schnell zu geht – so leider auch hier. Ich habe mir die Mühe gemacht für die verschiedenen Brennweiten (die auf dem Objektiv aufgedruckt sind) die Offenblenden, die Naheinstellgrenze (ich gebe hier den praxisgerechteren Arbreits-Abstand zwischen Motiv und Frontlinse an [normalerweise ist die Naheinstellgrenze der Abstand zwischen Motiv und Sensor]) und den Vergrößerungmaßstab zu ermitteln:

Brennweite Offenblende Naheinstellgrenze Abbildungsmaßstab
24mm 2,8 10mm  0,25 (1:4)
35mm 3,2 50mm  0,13 (1:8)
50mm 3,6 85mm  0,12 (1:8)
80mm 4 135mm  0,12 (1:8)
105mm 4,5 200mm  0,11 (1;9)
135mm 4,5 245mm  0,12 (1:8)
200mm 5 335mm  0,13 (1:8)
300mm 5,6 540mm  0,12 (1:8)
500mm 5,6 1000mm  0,11 (1:9)
1000mm 5,6 2180mm 0,10 (1:10)

Erläuterung:

Die Lichtstärke verabschiedet sich leider schon nach den ersten mm Brennweitenverlängerung – das sähe bei der Lumix FZ200 eben ganz anders aus (allerdings hört die auch schon bei 600mm auf). Die Makro-Fähigkeiten der Kamera sind auch begrenzt – ich denke allerdings nicht, dass das eine andere Bridge-Kamera sehr viel besser kann. Unter Verwendung der Super Makro-Funktion schafft die Kamera einen Abbildungsmaßstab von 1:4 (das wäre definitionsgemäß noch nicht einmal eine Makro- sondern eine Nahaufnahme – moderne D-SLR-Makro-Objektive erreichen einen Maßstab von 1:1). Die Super-Makro-Funktion arbeitet nur im absoluten Weitwinkel – bei 35mm ist bereits nur noch die “normale”-Makro-Funktion verfügbar und der Abbildungsmaßstab beträgt nur noch 1:8. Die Naheinstellgrenze im Supermakro-Bereich liegt bei 10mm (einem Zentimeter) – das reicht gerade einmal für Blumen – für die meisten Insekten ist der Abstand bereits viel zu klein (die ziehen es vor sich zu verkrümeln, wenn so etwas großes, schwarzes so nahe kommt), alsdass man diesen Abbildungsmaßstab erreichen könnte. Die HS50EXR ist also schon mal kein Makro-Monster. Dafür wurde sie aber sicher auch nicht konstruiert. Soweit zur Theorie – wie schlägt sich die Kamera nun im Feld?

Anwendungsbereiche

Landschaft / Architektur

Die Kamera, respektive ihr Objektiv hat ein gehöriges Problem mit direkt einfallendem Sonnenlicht – es entstehen stark sichtbare Lensflares, die zwar als optisches Stilelement gesehen werden können, doch könne diese einem auch gehörig auf die Nerven gehen. Für Sonnenuntergänge gestehe ich hiermit dieser Kamera nur eine bedingte Eignung zu.
Ansonsten macht die Kamera am kurzen Ende einen guten Job. Die Verzeichnungen halten sich im Rahmen und lassen sich bei Bedarf locker herausrechnen.

Zoomfaktor:

Diese Bilder verdeutlichen, was ein 42-facher Zoomfaktor heisst. Die Bilderpaare wurden jeweils vom selben Standpunkt aufgenommen – das erste bei 24mm (KB-äquivalent) und das zweite bei 1000mm (KB-äquivalent).

Wildlife

Aufgrund der langen 1000mm (KB-äquiv.) ist es kein Problem auch kleine und scheue Singvögel Format füllend abzulichten (das Format ist mit einem halben Zoll zugegebenermaßen recht klein). Die Bedingungen hierfür sollten allerdings stimmen. bei Blende 5,6 braucht man schon ordentlich Licht um die Verschlusszeiten so kurz zu kriegen, dass die quirligen Wildtiere (die so gut wie immer in Bewegung sind) scharf abbilden zu können. Dazu kommt, dass der kleine Bildwinkel bei voller Tele-Stellung den Bildstabilisator schnell überfordert – um also sicherzustellen, dass man keine Verwacklungsunschärfen bekommt, sollte man in diesem Brennweiten-Bereich ein Stativ nutzen, oder die Kamera zumindest irgendwo abstützen.
Die Bildqualität finde ich für eine Kamera dieser Preisklasse und dieser Sensorgröße beachtlich – natürlich immer gutes Licht vorausgesetzt (kleine Sensoren sind schon von Natur aus keine High-ISO-Monster).

Makro

Nuja – was soll ich sagen? Wenn man ein 100mm f/2,8 L IS USM an einer EOS 7D mit einem Abbildungsmaßstab von 1:1 bei einer KB-äquiv. Brennweite von 160mm gewohnt ist, ringen einem die 24mm mit Abbildungsmaßstab 1:4 und 1cm Naheinstellgrenze nur ein mitleidiges Lächeln ab. Man darf hier wirklich keine großen Wunder erwarten. Um am Wegesrand bei der Wanderung mal ein Blümchen aufzunehmen langt es aber allemale – durch den Schwenkmonitor muss man sich dafür nichtmal in den Dreck legen.
Mit einer RAYNOX M-250 Vorsatzlinse verwandelt sich die Kamera allerdings in ein 2:1(!)-Makromonster! Siehe Bild 2,3 und 4. Allerdings wird der fokussierbare Bereich sehr schmal – der AF ist damit oft überfordert. Meine Empfehlung: manuellen Fokus nutzen und über den Abstand zum Motiv scharfstellen (entweder frei Hand, oder mit Makro-schlitten auf Stativ [bei diesen Abbildungsmaßstäben geht’s eh kaum ohne Stativ]). Das bedarf einiger Übung (ich kenne das von meinem Balgengerät mit Fix-Fokus-Linse) – doch der Vergrößerungsmaßstab ist es wert.

Portraits

Hier rächt sich der kleine Sensor und die schnell zugehende Blende. In einem für Portraits üblichen Brennweitenbereich zwischen 85 und 135mm (KB-äquiv.) hat man als Offenblende 3,6-4. Goodbye Bokeh! Da hilft es wenig, dass die Kamera dies über einen Software-Kniff auszugleichen versucht. In der Betriebsart “Pro Focus” (Wahlrad auf “Adv.”, dann “Menu”-Taste, zweite Option von Oben) macht die Kamera zwei Bilder (eines mit scharfgestelltem Gesicht und das zweite mit bewusstem Fehlfokus) und rechnet diese dann blitzschnell zusammen (stellt also das Gesicht im Vordergrund frei und legt das unscharfe Bild in den Hintergrund). Das ist zwar für eine Kompaktkamera eine erstaunliche Funktion und weiß auch zu gefallen – doch sieht man noch immer einen Riesen-Unterschied zu Bildern von (APS-C) D-SLR mit 50mm f/1,8 (von Vollformat und Blende 1,4 ganz zu schweigen)! Falls also jemand primär Portraits fotografieren möchte, empfehle ich eher zu einer EOS 1100D (Body) + EF 50mm f/1.8 II zu greifen – man spart (zu heutigem Preisniveau von 500€) gegenüber der HS50EXR 100€ und wird mit um Längen besseren Fotos belohnt werden.

Schattenseiten:

Es gibt allerdings auch ein paar Dinge, die ich mir anders gewünscht hätte:

– Die Kamera ist nach dem Einschalten wirklich sehr schnell einsatzbereit – die Kamera aus dem Standby wieder aufzuwecken dauert bisweilen aber bis zu 5 Mal so lang (also eine gefühlte Ewigkeit). Wer von Canon D-SLR kommt wird hier fluchen! Mein Tipp: Kamera immer ausschalten und für einen schnellen Schnappschuss einschalten (mit etwas Übung und Konditionierung klappt das sehr gut)!
– Die EXR-Modi sind nur im (vollautomatischen) EXR-Modus erreichbar. Will man also auch für den manuellen Modus oder die Halbautomatiken die Rauschreduzierung / Dynamikerweiterung bei 8MP-Auflösung nutzen, muss man das Wahlrad auf „EXR“ stellen, einen EXR-Modus auswählen (nicht AutoEXR) und dann das Wahlrad auf den gewünschten PASM-Modus umstellen (wo man dann allerdings nicht sieht in welchem EXR-Modus sich die Kamera befindet). Wenn man das nicht weiß und berücksichtigt, dann kann es einem schon passieren, dass man fleißig Bilder schießt und später am Rechner feststellt, dass alle Bilder nur 8MP Auflösung haben. War da das Geld für ein weiteres Icon im Display aus? Das ist sehr ärgerlich und meiner Meinung nach auch unnötig! Mein Lösungsvorschlag wäre: EXR-Modus am Wahlrad entfallen lassen, EXR-Einstellungen ins Q-Menü übernehmen und in einem eigenen Icon im Sucher den EXR-Modus anzeigen. Das hätte nicht wirklich mehr gekostet, hätte aber die Kamera meiner Meinung nach stark aufgewertet und die Bedienung stark vereinfacht, die Transparenz erhöht.
– Bei der Videoaufzeichnung kommt es bei meiner 32GB PNY Class4-SD-Karte nach wenigen Sekunden der Aufzeichnung zum Abbruch mit der Meldung “Schreibfehler” – mit meiner 16GB PNY Class4 klappt augenscheinlich alles wie gewollt – allerdings ist mir im gesamten Testzeitraum kein einziges abspielbares Video gelungen (da ich mich allerdings als Fotograf und nicht als Videograf sehe, ist das für mich nicht weiter schlimm). Ton läuft, Video hakt – vielleicht braucht’s einfach eine schnellere SD!?
– Während die Kamera die Daten aus dem Puffer auf die Karte schreibt kann man die Bildwiedergabe nicht starten – nach kleinen Bildserien kann es also schon mal 10-15 Sekunden dauern, bis man die Bilder überprüfen kann (allerdings nutze ich derzeit RAW+JPG und habe nicht die schnellsten Karten).
– Das stark Gegenlicht-empfindliche Objektiv schränkt die Verwendung leider ein (Nachtfotografie, Sonnenuntergänge, etc.).

Fazit:

Diese Kamera ersetzt keine vollwertige D-SLR-Ausrüstung! Diese Kamera vollbringt keine Wunder! Sie macht aus einem schlechten Fotografen keinen guten… (Das schafft übrigens keine Kamera auf diesem Planeten)!
Wer diese Kamera jedoch als das akzeptieren und annehmen kann, was sie ist: Eine Kompaktkamera (mit leicht vergrößertem Kompakt-Sensor), die im Körper einer Klein-D-SLR mit festgewachsenem Megazoom-Objektiv gefangen ist, wird mit überdurchschnittlich guten Ergebnissen belohnt werden. Man darf nur nicht mit falschen (Spiegelreflex)-Ansprüchen an die Sache heran gehen und sollte der Kamera die Chance geben ihre Eigenheiten lieben zu lernen.

Der Ehrlichkeit halber muss ich zugeben, dass ich letztlich doch das 30-tägige Rückgaberecht bei Amazon in Anspruch genommen habe (was ich sonst eher selten tue). Ausschlaggebend war wohl, dass ich einfach durch die Spiegelreflex versaut worden bin, was meine Qualitäts-Maßstäbe angeht. Da ich gerne Nachts fotografiere und auch sonst gerne mal die Sonne mit ins Bild nehme, hat die Streulichtempfindlichkeit des Objektivs doch sehr geschmerzt. Ich hatte ja nach der Rücksendung des oben erwähnten EF 300mm F/4 L ein Budget von knapp 1400€ welches ich für eine gebrauchte Canon Eos 5D und die hier behandelte Fujifikm HS50EXR verwendet habe. Die Rücksendung ermöglichte mir den Kauf des EF 17-40 F/4 L USM-Ultraweitwinkel-Objektivs, welches das gesamte Weitwinkel-Potential des Vollformatsensors entfesselt. In einer anderen Konstellation hätte ich diese Bridgekamera sicher trotz ihrer Schwächen behalten.

Hier nochmal eine Zusammenfassung aller Bilder plus einiger Zusatzbilder, die ich oben keiner Kategorie zuordnen konnte: