Vor kurzer Zeit habe ich meine lange geplante Lobeshymne auf das Fuji-X-Systemkamerasystem gesungen. Und heute schon soll alles anders sein?
Tja – was soll ich sagen? Es hat sich viel getan bei mir in letzter Zeit (auch fotografisch)! Ich habe angefangen analog zu fotografieren (KB und Mittelformat 6×6), das entschleunigt und verändert den eigenen Blickwinkel auf das Thema Fotografie. Ich habe einmal Bestandsaufnahme gemacht und besitze zur Zeit eine Kompaktkamera, eine Micro 4/3 – Systemkamera, zwei APS-C-Systemkameras, eine digitale Kleinbild-Spiegelreflex, eine anloge KB-Spiegelreflex und zwei analoge 6×6-Mittelformatkameras. Puh! ganz schön viel Zeug – von den ganzen Objektiven dafür mal ganz abgesehen.
Dann kam Olympus mit der Ankündigung der Olympus OM-D E-M5 Mark II – eine Micro 4/3-Kamera mit einer 5-Achsen IBIS (In-Body-Image-Stabilisation) die bis zu 5 Blendenstufen kompensieren können soll. Dazu hat sie noch das ein oder andere Schmankerl mit an Bord (High-Res-Shot mit der Möglichkeit von Stillleben 64MP-Aufnahmen anfertigen können, etc.).

Sofort wurde mir schmerzlich bewusst, was mir bei der X-Pro1 fehlt. Dazu sollte man wissen, dass ich die X-Pro1 fast ausschließlich mit alten, manuellen Objektiven nutze – ich habe zwar das hervorragende XF 23mm f/1,4 R, doch habe ich es effektiv zu selten genutzt. Nun haben die ollen Altgläser aber (natürlich) keinen Bildstabilisator an Bord und man sollte die Verschlusszeit deutlich unter dem Kehrwert der KB-Äquivalenten Brennweite halten um keine Verwacklungsunschärfen zu bekommen – das ist aber nicht immer sooo leicht – daher wäre so ein Bildstabilisator in Verbindung mit Altglas mehr als eine Überlegung wert… und so nahmen die Gedanken ihren Lauf.

Ich habe mal mein Fotografierverhalten und mein Equipment analysiert und bin zu folgenden Erkenntnissen gekommen:

  • Als „kompakte“ Immer-Dabei-Kamera habe ich die FujiFilm X30
  • Für Portraits und weitwinkelige Landschaftsaufnahmen/Architektur habe ich das digitale Kleinbild-Spiegelreflex-System

Was bleibt also noch an Einsatzgebiet übrig?

  • Makro- und Wildlife-Fotografie

Makros habe ich in letzter Zeit fast ausschließlich mit der X-Pro1 und Altglas gemacht – für Wildlife fehlten mir nach wie vor die richtig langen Brennweiten.
Was die langen Brennweiten angeht, so kommt einem der Cropfaktor von 2,0 beim M4/3-System entgegen (allerdings ist die M4/3 die sich derzeit in meinem Besitz befindet die Olympus Pen E-PM1 – alte Sensorgeneration, rauschempfindlich und nur 3-Achs-Stabilisierung [Damit ist es schwer z.B. bei 400mm KB-Äquivalenter Brennweite aus der Hand ein scharfes Foto zu machen]).

Das macht die neue E-M5 II natürlich noch attraktiver – zumal diese auch noch Spritzwasser, staub und frostsicher ist und es wirklich gute Pro-Linsen von Olympus gibt (12-40mm f/2,8 & 40-150mm f/2,8) – sehr attraktiv! Außerdem kann man neuerdings sogar die Canon EF-Objektive mittels eines Metabones-Adapters an M4/3 nutzen (Metabones Adapter Canon EF an MFT) – es gibt sogar einen Speed Booster (all das gibt es nicht für Fuji – und wird es vielleicht auch nie geben)! Und dann habe ich mir überlegt worin eigentlich die Vorteile der APS-C-Sensorgröße zum M4/3-System?

Schauen wir der Übersicht halber mal auf die Größen und Crop-Faktoren:

Formatvergleich2

Grafisch in einer „Drei-Tafel-Projektion“ sieht das dann so aus:

SensorgrößenMan erkennt also auch grafisch sehr schön, wie die Größenverhältnisse der Digitalsensoren wirklich sind (die Darstellungen der Sensoren sind zueinander proportional – der Maßstab hängt von der Größe und Auflösung eures Monitors ab – das Mittelformat habe ich hier außen vor gelassen).

Hier nun mal ein Vergleich in Bezug auf die aktiven Flächen (Sensorfläche ist hier wegen des analogen Mittelformats nicht die richtige Bezeichnung):
Formatvergleich1

  • APS-C ist etwas größer (etwa 46% mehr Fläche als M4/3[zum Vergleich: KB ist ca. 163% größer als APS-C]), zeigt daher (zumindest theoretisch) nicht so schnell Bild-Rauschen (das lässt sich aber vielleicht durch eine Kombination von Bildstabilisator und Speed-Booster wieder ausgleichen – wenn es denn überhaupt einen praktischen Unterschied gibt).
  • APS-C hat einen kleineren Cropfaktor (1,5-1,6) – adaptierte Objektive sind daher etwas weit-winkeliger als an M4/3 – diesen Nachteil kehrt M4/3 in meinem Fall aber in einen Vorteil, da ich ja dieses System primär für den Tele-Bereich und Makro anschaffe (für das Weite Ende bleibt also die KB-Ausrüstung bei mir).
  • Das Freistellungspotential von APS-C ist etwas größer als bei M4/3 – aber im Vergleich zu Kleinbild (oder gar Mittelformat) ist dieser Unterschied vernachlässigbar.

Zusammenfassend: Der Unterschied zwischen M4/3 und APS-C ist beileibe nicht so groß wie der zwischen APS-C und KB – so fuck APS-C (wenn M4/3 denn Vorteile zur Party mitbringt [nur Bier wäre noch besser!]). Daher werde ich nun alle APS-C-Modelle abstoßen und mich auf M4/3, KB und MF konzentrieren.