Makrofotografie ist eine spannende Sache! Man zeigt dem Betrachter eine neue Welt, die ihm vielleicht täglich begegnet, aber von ihm so nicht wahrgenommen wird. Es ist verhältnismäßig leicht jemanden mit Makro-Aufnahmen ins Staunen zu versetzen – leichter als z.B. mit einer Landschaftsaufnahme. Doch wie macht man Makro-Aufnahmen? Ich möchte hier kurz die technischen Aspekte umreißen und einen Überblick über die Möglichkeiten geben.

Wenn es darum geht kleine Dinge ganz groß abzubilden, gibt es mehrere mögliche Strategien. Ich zähle diese mal kurz (mit steigender Investitionsgröße) auf:

  • Makro-Nahlinsen erzielen eine Verkürzung der Naheinstellgrenze und damit eine Erhöhung des Abbildungsmaßstabs. Sie werden am Filtergewinde des Objektivs befestigt. Nachteil: Senkt die Lichtstärke des Objektivs und je nach Nachlinsen-Objektiv-Kombination kann die Bildqualität sehr in Mitleidenschaft gezogen werden. Ausserdem kann mit aufgeschraubter Nahlinse nicht mehr auf „Unendlich“ fokussiert werden. Ich hab die Raynox 250 Makro-Vorsatzlinse (Link zu Amazon) für die G12 angeschafft.
    Investitionsaufwand <30€
  • Makro-Umkehrringe (landläufig auch als Retro-Adapter bezeichnet) mit denen eine Standardbrennweite umgedreht vor die Kamera geschnallt wird. Damit erhält man je nach Brennweite einen enormen Vergrößerungsfaktor. Nachteil: Der AF funktioniert nicht mehr und die Blende wird auch nicht mehr automatisch mitgesteuert und natürlich auch keine sonstigen Daten vom Objektiv an die Kamera übertragen. Normale Fotos (Portraits, Landschaft, etc.) sind in dieser Stellung auch nicht möglich. Außerdem ist das manuelle Fokussieren sehr umständlich und es bedarf etwas Übung bis man halbwegs brauchbare Bilder erhält. Das hab ich bereits mit meiner Sony-Ausrüstung ausprobiert, bin aber nicht so recht damit warm geworden, da mir die Handhabung zu unkomfortabel ist.
    Investitionsaufwand:<50€
  • Automatik-Zwischenringe mit denen der Abstand des Objektivs zur Kamera vergrößert wird – Effekt: Die Naheinstellgrenze wird verkleinert und man kann mit dem Objektiv näher an das Motiv heran (wodurch natürlich der Abbildungsmaßstab erhöht wird). Die Blende und der Fokus (sofern das Objektiv lichtstark genug ist) werden übertragen (deswegen Automatik-Zwischenring). Nachteil: Diese Ringe fressen Licht (Belichtungszeit verlängert sich) und mit aufgesetzten Ringen kann man ggf. nicht mehr auf „Unendlich“ fokussieren. Ich werde die Zwischenringe sicher in Zukunft auch anschaffen – mal sehen was sich da rausholen lässt.
    Investitionsaufwand: <80€
  • Autofokus-Retro-Adapter sind konzeptionell Makro-Umkehrringe, übertragen allerdings die Objektivdaten mittels einem Verbindungskabel an die Kamera. Wenn man ein Objektiv besitzt, das gut für die Retrostellung geeignet ist, kann sich die Investition durchaus lohnen. Mir ist bisher nur ein Hersteller einer solchen Lösung bekannt (Link zu Amazon)
    Inverstitionsaufwand: <300€
  • Die beste Möglichkeit mit einer D-SLR Makroaufnahmen zu machen ist die Verwendung eines Makro-Objektivs (alles andere ist immer mit Kompromissen verbunden). Diese Objektive sind von Grund auf so konstruiert, dass die Naheinstellgrenze niedig ausfällt, so dass ein Abbildungsmaßstab von 1:1 möglich wird – diese Objektive können aber auch für jedes andere Feld der Fotografie eingesetzt werden – fokussieren auf  „unendlich“ ist mit ihnen möglich (es ist nicht unüblich, dass Makro-Objektive auch für Portraits hergenommen werden, da sie für gewöhnlich excellente Abbildungsleistungen erbringen.
    Es gibt Makro-Objektive in verschiedenen Brennweiten von 50mm bis 180mm – allen gemeinsam ist, dass sie einen maximalen Abbildungsmaßstab von 1:1 haben und recht Lischtstark sind (also kleine Blendenzahlen/große Offenblenden haben). Wonach soll man da also eine Entscheidung treffen / wo liegen die Unterschiede? Wenn die Brennweite länger wird, der Abbildungsmaßstab aber gleich bleibt, muss die Naheinstellgrenze auch größer werden. Das heißt also im Klartext: Für Pflanzenmakros und wenig scheue Tiere sind auch kurze Brennweiten geeignet – scheue Tiere hingegen bedürfen längerer Brennweiten. Natürlich ändert sich auch der Bildwinkel und damit die Perspektive – doch da im Makrobereich die Schärfentiefe nicht besonders hoch ist, macht das hierfür keinen großen Unterschied. Ich habe mich zunächst einmal für das Canon EF 100mm 2,8 L Makro entschieden (Erfahrungsbericht folgt die nächsten Tage). Das EF 180mm 3,5 L steht auf dem Einkaufszettel – ist allerdings leider recht teuer (das Sigma 180mm tut sich als Alternative auf, da es lichtstärker ist und einen Bildstabilisator besitzt). Hier eine Liste der mir bekannten Makro-Objektive (leider hab ich bisher nicht alle testen können):
  • Investitionsaufwand: Zwischen <300 bis 2100€

  • Mit einem sogenannten Balgengerät erzielt man den selben Effekt wie mit den Automatik-Zwischenringen – nur ist der Abstand zwischen Objektiv und Kamerabody hiermit flexibel änderbar und kann sehr viel größer eingestellt werden. Sinn macht dies allerdings eigentlich nur, wenn man die Blende steuern kann – dafür braucht man dann einen Automatibalgen (Link zu Amazon) – Manuelle Balgengeräte gibt es z.T schon für unter 50€ (Link zu Amazon).
    Investitionsaufwand: <600€
  • Supermakros (Abbildungsmaßstab bis zu 5:1) erzielt man mit einem sogenannten Lupen-Objektiv – dies ist von seiner Konstruktion eigentlich ein umgekehrtes Normal-Objektiv (also wie mit Umkehrringen) – nur, dass die Blende durch die Kamera gesteuert werden kann und es recht lichtstark ist. Fokussiert wird allerdings auch hier manuell! Leider gibt es meines Wissens nach Lupenobjektive nur von/für Canon (Link zu Amazon).
    Investitionsaufwand: <1000€

Mich Interessierts natürlich eure Erfahrungen zu hören – welche Makro-Objektive nutzt Ihr? Wie zufrieden seid ihr damit? Schreibt nen Kommentar…