Beschreibung:

Nachdem ich „erfolgreich“ meine Sony-Ausrüstung losgeworden war, stand ich vor der Herausforderung möglichst schnell wieder aufzurüsten um nicht länger als notwendig auf Funktionalität verzichten zu müssen. Das erste Objektiv war das 24-70mm L f/2.8, danach holte ich mir das 10mm f/2.8 Fisheye von Sigma um etwas besser für Landschaften gerüstet zu sein (denn 24mm an Crop entsprechen auch nur etwa 38mm an KB – das ist nicht wirklich weitwinklig). Dann wollte ich gerne Mäuse in freier Wildbahn ablichten – wofür die 70mm des Standardzooms nun wieder zu kurz waren… also holte ich das hervorragende 70-300mm f/4-5.6 VC USD von Tamron. Im Nachhinein ist es mir ein Rätsel wie ich es so lange ohne Makro-Objektiv ausgehalten habe.

Doch zunächst galt es den Markt analysieren, Vor- und Nachteile abzuwägen und eine Wahl zu treffen. Da ich ein 1:1-Makro mit einer Brennweite um die 100mm wollte, boten sich folgende Objektive an:

  • Carl Zeiss 100 mm / F 2,0 MAKRO-PLANAR T* ZE Objektiv Link zu Amazon (Indiskutabler Preis, Kein Autofokus, Kein Staubschutz, kein Stabi)
  • Canon EF 100mm/1:2,8 USM Macro Link zu Amazon (Kein Staubschutz, kein Stabi)
  • Canon EF 100mm 2,8 L IS USM Macro Link zu Amazon (fast Doppelt so teuer wie das „Nicht-L“ Objektiv)
  • Sigma 105 mm F2,8 EX Makro DG OS HSM Link zu Amazon (Kein Staubschutz)
  • Sigma 105mm F2,8 EX DG Makro Link zu Amazon (Kein Staubschutz, kein Stabi, kein Ultraschallmotor)
  • Tamron AF 90mm 2,8 Di Macro 1:1 SP Link zu Amazon (Kein Staubschutz, kein Stabi, kein Ultraschallmotor)

Im Stile einer Nutzwertanalyse galt es hier also zu gewichten.

  • Auf einen schnellen Autofokus-Motor (z.B. Ultraschall) kann man im Makro-Bereich meist ohnehin verzichten, da der Autofokus im Nahbereich oft überfordert ist und man keine zufriedenstellenden Ergebnisse erzielt. Doch kann man eine 100mm Festbrennweite mit guter Abbildungsleistung auch ausserhalb des Makro-Bereichs gut einsetzen (z.B. Portraitfotografie) – das macht den schnellen Autofokus zu einer willkommenen Kann-Option.
  • Ein Bildstabilisator war bei Makro-Objektiven bis zur Einführung des Canon 100mm L noch kein Thema. Behalf man sich doch bei zu wenig Umgebungslicht mit einem Stativ oder brachte einfach zusätzliches Licht mit (z.B. Ringblitz). Problem bei der Stabilisierung im Nahbereich ist, dass die Unschärfen nicht primär durch Bewegungen senkrecht zur optischen Achse entstehen, sondern durch Bewegungen parallel zur optischen Achse (also vor- und zurückpendeln, das eine Verschiebung der Schärfeebene bewirkt). Das lässt sich technisch recht schlecht kompensieren. Daher ist auch die Wirksamkait des Stabis bei Makros eher dürftig. Ähnlich wie beim Autofokus gilt hier: Nice to have – wenn man mal keine Makros mit dem Objektiv aufnehmen möchte.
  • Staubabdichtung: Wenn man da hin will, wo die interessanten Motive sind, findet man sich irgendwann in Bodennähe wieder – dort wo es Staubig, dreckig und manchmal auch feucht ist (Morgentau, etc.). Daher ist zumindest für mich eine Staub- und Spritzwasserabdichtung ein sehr wichtiges Feature (Zumal auch mein Kamerabody eine Abdichtung mitbringt).

Es wurde also für mich das Canon „L“ (zugegebenermaßen auch wegen des mitgelieferten Prestige-Werts). Hier nun meine Bewertung und das Fazit;


Pro:

  • Sehr gute Abbildungsleistung
  • Hybrid-Stabilisator
  • Schneller Ultraschall-Autofokus-Motor
  • Autofokus mit Vollzeiteingriff (Man kann den Fokus nach erfolgter Auto-Fokussierung noch von Hand nachjustieren ohne auf manuellen Fokus umstellen zu müssen)
  • Durch Innenfokussierung dreht sich weder die Frontlinse, noch ändert sich die Länge des Objektivs (Gut für die Verwendung von Polfiltern und Insekten werden nicht durch eine auf sie zuschnellende Frontline aufgeschreckt)
  • Abdichtung gegen Staub und Spritzwasser
Contra:

  • Hoher Preis
  • Wackelige Streulichtblende

Was ich verbessern würde:

  • Stativschelle in den Lieferumfang aufnehmen
  • Aufnahme der Streulichtblende verbessern

Fazit:
Ein Objektiv, das in dieser Klasse seinesgleichen sucht – allerdings gibt es auch kein weiteres das einen solchen Preis aufruft (das Carl Zeiss 100mm Makro lassen wir hier mal außen vor!). Die oben genannten Objektive haben allerdings ALLE, durch die Festbrennweite, sehr gute optische Eigenschaften und Abbildungsleistungen. Eine Kaufentscheidung kann eigentlich direkt über die Features getroffen werden (da hat sicher jeder andere Schwerpunkte). Das Tamron 90mm Makro zählte zu meiner Sony-Ausrüstung und war in der ganzen Objektivbatterie die schärfst Linse! Wenn man also auf Stabi, Ultraschallmotor und Staub-Abdichtung verzichten kann, erhält man ein sehr gutes Makro-Objektiv zum Spottpreis!

Für mich gab es ohnehin keine Alternative, da für mich Makrofotografie auch „Im Staub wälzen und sich im Morgentau tummeln“ bedeutet – und dieses Objektiv ist das einzige mit Staub- und Spritzwasserschutz ist. Der Hybridstabilisator ist für mich nur eine Dreingabe, da seine Wirkung im 1:1-Makro-Bereich ohnehin kaum noch spürbar ist (in der Portraitfotografie ist der Stabi aber wieder gut zu gebrauchen).

Lasst mich von euren Erfahrungen wissen und schreibt mir nen Kommentar – für neuen Input bin ich immer offen.

Beispielgalerie: