Es ist schon lange her – ich weiß gar nicht mehr wie lang – dass Fujifilm meine Aufmerksamkeit mit der Fujifilm X10 und dem andersartigen EXR-Sensor erregte. Mir gefiel an dieser Kamera der konsequente Retro-Look, das zu der Zeit für eine „Kompaktkamera“ schier konkurrenzlos lichtstarke Objektiv und das durchdachte Bedienkonzept mit manuellem Zoom. die X10 war die kleine Schwester der vor ihr erschienen X100 – diese Kamera ist ein gutes Stück größer als die X10 und hat eine fest verbaute Festbrennweite von 23mm (was 35mm an KB entspricht). Damals war ich für die X100 nicht zu erweichen, die zwar noch klassischer aussah, einen größeren Sensor hat, doch leider eben diese Festbrennweite mit der ich zu jener Zeit nichts anfangen konnte (ich musste fotografisch erst noch reifen). Daher blieb die X10 meine Favoritin – Leider war ich zu jener Zeit schon mit der Canon G12 verheiratet – daher wurde aus mir und der X10 leider nie etwas.
Da Fujifilm aber nun mein Interesse geweckt hatte behielt ich ein Auge auf die Entwicklungen ihrer Produkte. 2012 kam Fuji dann mit der X-Pro1 auf den Markt und gab den Fotografen somit die Möglichkeit eine X100 mit wechselbarer Optik zu betreiben (wenn ich das hier mal so vereinfacht ausdrücken darf). Mit der X-Pro1 wurden 3 Objektive veröffentlicht – allesamt ebenfalls Festbrennweiten und ziemlich Lichtstark (XF 18mm f/2 R, XF 35mm f/1,4 R und XF 60mm f/2,8 R). Das war etwa zu der Zeit als Sony mich mit der Entscheidung nur noch SLT-Kameras zu bauen vergraulte und ich mich nach einer Alternative umschaute. Auch hier schied Fujifilm mit der X-Pro1 aus mehreren Gründen aus: Es gab zu wenig Objektive, davon kein einziges ein echtes Makro und lange Tele-Objektive schon gar nicht – und – was sicher noch viel Ausschlaggebender war: Fuji rief für die X-Pro1 mit dem XF35mm damals 2200€ auf. Also wechselte ich von Sony auf Canon (auch wegen dem reichhaltigen Zubehör-Angebot).
Dennoch behielt Fuji immer einen Platz in meinem Fotografen-Herzen… Ich baute mir also eine recht respektable Canon-Ausrüstung auf – die Bildqualität machte einen weiten Sprung im Bezug auf die Sony-Ausrüstung die ich davor hatte. Ich qualifizierte mich durch die teure/professionelle Ausrüstung sogar für das Canon-Professional-Network (was mit einigen Vorteilen, wie zum Beispiel 2 Mal im Jahr kostenloses Check&Clean im CPS [Canon Professional Services] verbunden ist).
Doch retrospektiv muss ich sagen, dass die Canon-Ausrüstung etwas emotionslos ist – es ist (teures) Butter- und Brot-Equipment mit dem man sicherlich jeder Situation gewachsen ist. Aber ist eine Canon-D-SLR ein inspirierendes Werkzeug?
Ich möchte die Canons einfach mal mit einer Tischkreissäge vergleichen – damit sägt man schnell und effizient sein Holz und die Maschine hilft einem schneller „abzuliefern“.
Wer jedoch sein Holz mit einer Handsäge bearbeitet hat unmittelbareren Kontakt zum Material und kann sich somit auch eher vom Material inspirieren lassen – mit der Kreissäge spürt man die Strukturen des Holzes nicht, da man das Material ja gar nicht lange genug in der Hand hält. Man spürt nicht welche Form eigentlich im Holz steckt und zwingt ihm die Form auf die einem im Sinn steht.
Ebenso sehe ich es mit Kameraausrüstung. Mit der Canon-Ausrüstung komme ich schnell zu einem technisch korrekten Bild – doch vermag sie mich nicht recht inspirieren – ich muss mich nicht mit dem Motiv auseinandersetzen. Das gilt für mich im noch höherem Maße für die Verwendung von Festbrennweiten. Wenn ich nicht zoomen kann und den Bildausschnitt an das Motiv anpassen, dann muss ich das Bild eben entsprechend der Möglichkeiten des Objektivs (Bildwinkels) komponieren. Das macht die Sache interessanter aber gleichzeitig auch schwieriger.
Mit dem Erscheinen der Fuji X-M1 ging Fuji mit der X-M1-Roadshow auf Tour. Darüber wurde ich im Newsletter meines lokalen Fotogeschäfts informiert. Teilnahmegebühr waren 19€, man durfte aber die 8GB-Speicherkarte behalten und bekam dazu noch einen Kugelschreiber, ein X-Series-Reinigungstuch und nicht zuletzt etwa 4 Stunden Architektur-Fotokurs mit Antonio Zambito.
Die X-M1 hinterließ auf mich einen zwiespältigen Eindruck. Zum Einen ist das Kunststoffgehäuse nicht unbedingt ein Ausbund der Wertigkeit, das Display zwar groß und klar, doch lässt die M1 einen dezidierten Sucher vermissen – zum Anderen fand ich es schade, dass das Bedienkonzept der X-en hier keine Anwendung findet und kein Zeitwahlrad vorhanden ist (was allerdings auch ein Vorteil sein kann wie ich später lernen musste).
Die Bildqualität des X-Trans-Sensors in Verbindung mit dem XF18-55mm f/2,8-4 ist allerdings über jeden Zweifel erhaben. Zu Zeiten der Roadshow war der Preis für die X-M1 mit dem großen Kit-Zoom (also nicht das Kit mit XC-Objektiv) recht stattlich, sodass ich mich noch gegen eine Anschaffung wehren konnte. Ich wolle das Erscheinen der X-E2 abwarten, die mit Metallgehäuse und Zeitwahlrad und der zweiten Generation des X-Trans-Sensors aufwartet.
Die X-E2 kam… aber nicht zu mir, denn kurz nach dem Release wurde das nächste Modell, die X-T1 angekündigt. Die sollte dann das neue Flagschiff werden – noch schneller, besser, höher und weiter! Huiiii!
Besagtes lokales Fotogeschäft und Fujifilm luden zu einer X-T1-Infoveranstaltung ein, die ich für mich und meinen besten Freund buchte und besuchte. Es gab zunächst Sektempfang, die harten Fakten zum neuen Modell, dann Schnittchen und daaaaannnnn durfte man das neue Modell anfassen… und das neue XF 56mm f/1,2 und den Batteriegriff zur X-T1. Der Abend war ein voller Erfolg – meine Begeisterung aufs neue entfacht. Der Preis jedoch recht abschreckend, weswegen ich entschied noch etwas auf den Preisverfall zu warten, der sich bei den X-Serien-Modellen jedoch nicht so schnell einstellt wie bei anderen Modellen.
Nun reagierte der Markt jedoch auf seine Weise auf das neue Topmodell. Viele X-Fotografen schienen die X-T1 für das Nachfolgemodell der X-Pro1 zu halten, oder waren von den Spezifikationen so angefixxt, dass sie nicht mehr auf das Erscheinen den X-Pro2 warten wollten. Um es kurz zu machen: Die X-Pro1 erlebte einen regelrechten Preissturz – Menschen verkauften das „alte“ Modell in Panik, dass diese uralten Kameras (die X-Pro1 war nun schon 2 Jahre[!] auf dem Markt) morgen auseinander fallen könnten. Ich war gerade dabei in der Bucht auf einen X-Pro1-Body zu bieten – die Gebote schaukelten sich rauf bis über 600€ – als ich ein Modell mit Zusatzgriff und Buch zur Kamera für 450€ zum Sofortkauf entdeckte. Ich überlegte kurz 3 Sekunden, lachte über die Deppen die 600 Flocken in der Auktion boten und schlug zu!
Mit dem Body hatte ich natürlich noch kein Objektiv für diese Kamera – allerdings war ich im Besitz einiger M42-Objektive, also orderte ich einen Adapter M42 auf Fuji X-Mount. Damit konnte ich mich mit der Kamera vertraut machen – allerdings bemerkte ich, dass ich so nicht das vollen Potential des optischen Suchers der X-Pro1 ausnutzen konnte (die Parallaxe-Fehler-Korrektur in der Sucheranzeige funktioniert nur, wenn das Objektiv elektronisch mit der Kamera verbunden ist und den Abstand der Fokal-Ebene übertragen kann. Also musste ein XF-Objektiv her – nur welches?
Wenn ich nun schon in das kompromisslose X-System einsteig, dann natürlich mit einer Festbrennweite. Was hält Fuji da bereit? Hier eine kleine Übersicht:
XF 14mm f/2,8 R
XF 18mm f/2 R
XF 23mm f/1,4 R
XF 27mm f/2,8
XF 35mm f/1,4 R
XF 56mm f/1,2 R
XF 60mm f/2,8 R Macro
Da ich nicht vorhatte innerhalb kurzer Zeit noch eine zweite Fuji-Linse anzuschaffen, sollte die Brennweite möglichst universell einsetzbar sein. Dafür sind das 14&18mm zu weitwinklig, das 27mm zwar sehr kompakt, aber nicht besonders lichtstark (allerdings auch nur im Vergleich zu anderen Fuji-Objektiven… Fuji hat hier sehr lichtstarke Linsen im Angebot), der Bildwinkel bei 35&56mm ist als „Immerdrauf“ zu eng und das 60mm-Makro ist dazu mit einem Abbildungsmaßstab von 1:2 für mich kein echtes Makro.
Aufgepasst? Genau! Bleibt nur noch das 23er übrig… Das passte ganz gut, da ich ein 22mm f/2 für die Eos M besitze und den Bildwinkel ganz gut einsetzbar finde. Einziger Nachteil: Diese Linse ist eine der teuersten für das X-System – aber unbestritten auch eine der besten! Nach einiger Suche fand ich ein gebrauchtes Objektiv in der Bucht – Standort Stuttgart. Der Fotograf hatte es für ein einziges Projekt in Großbritannien bestellt und wollte es jetzt wieder veräußern, da er bereits ein lichtstarkes 35mm an Canon-Vollformat besaß. Das Objektiv wechselte für 200€ unter deutschem Neupreis den Besitzer und wir gingen lediglich mit der X-Pro1 und dem XF23mm in den Urlaub an den Gardasee. Ein selbst-geißelndes Experiment mit dem ich eigentlich erstaunlich gut klar kam. Für die meisten Anwendungsfälle sind 23mm an APS-C (also 35mm KB-äquiv.) weitwinkelig genug – für alle anderen Fälle kann man immer noch ein vertikales Panorama schießen.
Soweit alles schön und gut – ich meldete mich im Fuji-Forum unter dem Namen „Goodbye Canon?“ an – und das war worum es mir zunächst ging: Herausfinden ob Fuji nach Sony und Canon mein drittes System werden sollte. Heute stehe ich auf dem Standpunkt, dass das Fuji-System einige Dinge genauso gut kann wie Canon, doch andere Dinge eben gar nicht. Deswegen bleibt Canon im Haus – und auch wenn ich öfter zu Fuji ins Bett steige als zu Canon, bleibt Fuji so lange die Affaire in dieser Dreiecksbeziehung bis es alles kann was ich brauche!
Schreibe einen Kommentar
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.