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… Meine neue Immer-Dabei-Kamera

Seit September 2012 ist das EOS-M-System auf dem Markt. Zu jener Zeit hatten ALLE namhaften Hersteller bereits spiegellose Systemkameras im Angebot und waren an diesem neuen Markt bereits sehr etabliert. Die Fachpresse hatte den Ersten Zug des Branchen-Riesen-Canon hochstilisiert und dementsprechend waren die Erwartungen des Fachpublikums unglaublich hoch – hatte doch Canon die gute Ausgangsposition die Produkte der Mitbewerber genau unter die Lupe nehmen zu können und aus deren Fehlern zu lernen. Dann kam das System auf den Markt und erntete allerorts nur Hohn und Spott. Auslöser für die Kritik war allerdings nur ein einziger Punkt: Der Autofokus war schier uuuuuunglaublich langsam. Das war’s. Sonst ein fantastisches System das wegen des AF total verrissen wurde. Dementsprechend blieb auch der Erfolg aus – die Preise fielen in den Keller (um mehr als die hälfte des Einführungspreises von ca. 850€)… Als Canon dann mit einem Firmware-Update nachbesserte (der AF wurde auf ein durchschnittliches, markt-typisches, erträgliches Niveau beschleunigt – auch wenn er keine Zeitrekorde aufstellt) wurde das System für mich schier unwiderstehlich attraktiv und ich habe zugeschlagen – zumal nach meiner Philosophie der AF ohnehin nicht so heiß gegessen wie er hochgekocht wird >>Klick<<.
Ich habe die Entscheidung für dieses System bisher keine Sekunde bereut und möchte im Folgenden die Vorteile dieser global stark unterschätzten Kamera erläutern.

Ich bin bekennender Spiegelreflex-Fan. Dennoch ist es nicht immer angebracht oder möglich die große Kamera mit den vielen Objektiven herumzuschleppen, geschweige denn habe ich Lust dazu. Deswegen war ich immer auf der Suche nach Kompaktkameras, die in Lage sind meine recht hohen Ansprüche an die Bildqualität zu befriedigen und als „Immer-Dabei-Kamera“ treue Dienste leisten kann. Diese Rollen hatten bisher die Canon G12 und die Fuji HS50EXR (für kurze Zeit) inne.

Die EOS M hat einen APS-C-Sensor mit 18MP – der Sensor ist also genauso groß wie der aus meiner EOS 7D und hat eine genauso hohe Auflösung. De Facto ist die EOS M eine EOS 650D in einem viel kompakteren Gehäuse – schon mal sehr gute Voraussetzungen. Einer der enormen Vorteile von Systemkameras ist das niedrigere Auflagemaß – so können alle Objektive die für Spiegelreflex-Kameras über einen entsprechenden Adapter an der Systemkamera genutzt werden können (allerdings dann meist nur manuell [ohne Autofokus und Springblende]). Für die EOS M gibt es einen Adapter mit dem alle EF-Objektive mit vollem Automatik-Umfang genutzt werden können (auch wenn der AF so manchmal deutlich langsamer wird als an meiner 7D – aber wen verwundert dies, die 7D ist schließlich eine der schnellsten APS-C-D-SLRs auf dem Markt). Damit eignet sich die EOS M auch als Backup-Body für D-SLR-Fotografen – geht die Spiegelreflex kaputt oder die Akkus zuneige, kann man auf die M ausweichen, braucht man den Backup-Body nicht, nimmt er in Form der M sehr viel weniger Platz und Gewicht im Fotorucksack in Anspruch.

Das ist ein wunderbarer Nebeneffekt dieses Systems für jeden der bereits Canon-EOS-Nutzer ist. Die EOS-M bildet allerdings in sich auch ein eigenes System.

Die EF-M-Objektivfamilie

Die Objektive des EOS-M-Systems sind durch die Bank sehr gut verarbeitet und glänzen mit hochwertigen Materialien. So ist der Tubus aus Metall gefertigt, der Fokus- und Zoomring haben kein auffälliges Spiel und lassen sich butterweich betätigen. Preislich sind die derzeit erhältlichen drei Objektive mit dem neuen, kompakteren EF-M-Bajonett im Verhältnis zu ihren EF-S-Geschwistern eher preiswert. Hier die drei Objektive in der Kurzvorstellung:

EF-M 11-22mm f/4-5,6 IS STM

EosM+EF-M 11-22mm f/4
EF-M 11-22mm f/4

Ein Ultra-Weitwinkel mit KB-äquivalenter Brennweite von 18-35mm. Das ist an APS-C-Sensoren kaum zu schlagen (nur Sigma bietet ein 8-16mm, ein 10-20mm und auch das Canon EF-S 10-22mm ist auch noch leicht drunter – doch keines der drei ist so kompakt und nur das EF-S 10-22 ist etwas lichtstärker. Um das zu kontern hat das EF-M allerdings als einziges UWW-Zoom einen eingebauten Bildstabilisator – Manch einer mag jetzt einwenden, dass ein Stabilisator bei einem Ultraweitwinkel nicht so effektiv ist wie bei einem Tele, das mag grundsätzlich auch zutreffen, doch wer schon mal in einer Tropfsteinhöhle freihand fotografieren musste (dort sind Stative meist verboten), wird jedes Zehntel das ein Stabi vielleicht herausholt zu schätzen wissen.

 

 

EF-M 18-55mm f/3,5-5,6 IS STM

Das 18-55mm ist das Kit-Objektiv das mit der Eos M ausgeliefert wird – und auch nur so sollte man es erwerben – einzeln kostet es derzeit knapp 170€. Für einKit-Objektiv ist es (wie bereits oben geschrieben) sehr gut verarbeitet. Die optischen Qualitäten gehen für ein Kit-Objektiv in Ordnung – Begeisterungsstürme entfacht es allerdings nicht. Es ist nicht besonders lichtstark, der Zoom-Faktor ist ebenfalls Kit-Objektiv-typisch überschaubar.  Erwähnenswert ist allerdings, dass es sich bei dieser Optik um ein innenfokussierendes Objektiv handelt. Das bedeutet, dass sich die Läge des Objektivs beim Fokussieren nicht vergrößert. Außerdem dreht sich das Frontelement beim Scharfstellen nicht – das ist wichtig wenn man zum Beispiel Polarisations- oder Grauverlaufs-Filter nutzt.

 

EosM+EF-M 18-55mm f/3,5-5,6
EF-M 18-55mm f/3,5-5,6

 

EF-M 22mm f/2 STM

EosM+EF-M 22mm f/2
EF-M 22mm f/2
Das EF-M ist die derzeit einzige EOS-M Festbrennweite – außerdem ist es das einzige halbwegs lichtstarke Objektiv der EF-M-Serie.
Mit der Offenblende von f/2 lässt sich das Motiv auch am APS-C-Sensor recht gut freistellen. Das Objektiv erzeugt trotz der nur 7 abgerundeten Blendenlamellen zählende Blende ein recht schönes, sanftes Bokeh (so nennt man die Qualität der Unschärfe). Das EF-M 22mm ist nicht innenfokussierend (das Objektiv variiert also beim fokussieren leicht in der Länge), hat aber auch ein starres Frontelement, dass sich beim Fokussieren nicht dreht. Die 22mm an APS-C entsprechen im Bildwinkel einem 35mm-Objektiv an Kleinbild (35mm-Film). 35mm – Objektive sind die klassischen Reportage-Festbrennweiten – das macht das 22mm f/2 zu einer recht attraktiven, lichtstarken Festbrennweite für die EOS M. Ich habe dieses Objektiv übrigens über eBay in GB erworben – es war „unboxed“ (stammt also aus einem Kit und kommt daher ohne eigene Verpackung), doch habe ich dafür nur die hälfte des in D üblichen Marktpreises liegen lassen müssen.

Adapter EF-EOS M

Mit diesem Adapter kann man alle EF unf EF-S Objektive aus dem Canon Portfolio an die EOS M anschließen. Dabei funktionieren die Objektive wie gewohnt und gewünscht. Man kann alle Kamera-Automatiken nutzen, da die Blende weiterhin von der Kamera gesteuert werden kann. Die Springblende funktioniert ebenfalls weiterhin, genau so wie ein eingebauter Stabilisator und der Autofokus. Der AF kann hier allerdings mit dem Adapter an der EOS M langsamer sein als an der Spiegelreflex-Kamera. Das liegt allerdings nicht am Adapter, sondern daran, dass Spiegelreflexkameras einen dezidierten Phasen-Autofokussensor besitzen, der naturgemäß schneller und präziser misst. Zu alledem werden auch sämtliche EXIF-Informationen vom Objektiv auf die Kamera übertragen. Wer mit realistischen Erwartungen an diesen Adapter herangeht, hat mit der EOS M plus Adapter einen kompakten Backup-Body. EosM-EF-Adapter
EosM-EF-Adapter mit demontiertem Standfuss

 

Sonstiges Zubehör

Es gibt noch einiges an Zubehör zur EOS M, was ich hier entsprechend kommentieren möchte:

Speedlite EX90

Canon 90EX Aufsteckblitz
Canon EosM Kit-Lieferumfang

Da die EOS M ohne eingebauten Blitz auskommen muss, legt Canon dem Kit einen kleinen Aufsteckblitz bei. Dieser ist natürlich nicht besonders Leistungsstark, reicht aber aus um die nähere Umgebung aufzuhellen, so dies denn nötig und gewünscht sein sollte. Der Blitz wird mit zwei AAA-Batterien befeuert – das hat den Vorteil, dass die Energie für den Blitz nicht aus dem Akku der Kamera gezogen wird. Für mich ist das Fehlen eines eingebauten Blitzes kein Drama – ich kenne das ja schließlich auch von meiner EOS 5D. Wer ohnehin mehr „Available Light“ fotografiert, vermisst den Blitz ohnehin nicht. Interessant zu erwähnen ist noch, dass das EX90 in der Lage ist andere Canon-Blitzgeräte fernzuzünden.

 

 

 

 

Stativ-Schnellwechselplatte

Ich habe vor geraumer Zeit systemübergreifend auf Schnellwechselplatten nach Arca-Swiss-Standard umgestellt. Das hat den Vorteil, dass ich alle Kameras mit denselben Platten an allen Stativen verwenden kann. Arca-Swiss-kompatible Platten und Stativköpfe gibt es von diversen Herstellern. Ich persönlich setze hier auf Produkte des Herstellers Sirui und bin hochzufrieden. Die Adapterplatten gibt es in verschiedenen Größen. Die für SLR-Kameras sind natürlich entsprechend groß – zu groß für die Zierliche M. Daher habe ich mir speziell für die M eine sehr kleine Platte von Sirui bestellt: Die TX-C10! Diese Platte ist lang wie die Kamera tief ist und der Clou: Bei angeschraubter Platte kann man nach wie vor den Akku und die Speicherkarte wechseln!

 

 

EosM mit Sirui Schnellwechselplatte
Der Deckel geht gerade weit genug auf um den Akku zu wechseln

 

Displaylupe

Das Makro-MonsterDisplaylupe
Blick durch die Displaylupe

Da die EOS M keinen dezidierten Sucher hat (Gerüchten zufolge soll die nächste „M“ einen EVF [Elektronic ViewFinder] bekommen), ist es bei prallem Sonnenschein manchmal recht schwierig auf dem Display genug zu erkennen – vor allem wenn man manuell scharf stellen will (oder muss). Deswegen habe ich mir insbesondere dür Makro-Fotografie eine Display-Lupe für die EOS M gegönnt. Dieser Artikel besteht aus zwei Teilen: einem Metallrahmen der über eine kleine Rändelschraube am Stativgewinde der Kamera befestigt wird und einem Kunststoff-Trichter mit Augenmuschel und Kunststofflinse, der über Dauermagnete an dem Rahmen befestigt wird. Diese Konstruktion bewirkt zweierlei: Das Sonnenlicht wird abgeschirmt und zusätzlich das Displaybild optisch vergrößert. Super um manuell zu fokussieren.

 

 

 

 

 

 

 

 

Fazit:

Das EOS-M System mag (noch?) vielerorts belächelt oder Stiefmütterlich behandelt werden – zugegebenermaßen sind die bisher verfügbaren EF-M-Objektive nicht besonders beeindruckend in ihrer Zahl – doch was man kaufen kann hat Hand und Fuss. Alles was man (an Objektiven) darüber hinaus noch braucht kann man über den Adapter an die EOS-M anschließen (allerdings sollte man dann mit dem langsamen AF leben können, oder gleich manuell fokussieren – was vielen Freizeitknipsern dabei helfen würde sich mehr mit ihrer Komposition auseinander zu setzen). Es gibt sicherlich bessere und vielseitigere Systeme – doch sind die meist auch um ein vielfaches teurer. Was das Preis-Leistungs-Verhältnis angeht ist dieses System für mich derzeit ungeschlagen.